Wofür ist die Kugel in der Guinness-Dose?
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Da schwimmt doch etwas! In der Guinness Draught Stout-Dose befindet sich eine Kugel, die man beim Schütteln der leeren Doese klar un deutlich hören kann. Doch wie kommt die Kugel ins Guinness und wofür ist sie da? Wir klären auf.
Das mit dem Bier ist so eine Sache: Der eine schwört auf Tegernseer, der nächste auf Augustiner, Erdinger oder Hacker. Manch einer verteidigt sein Seeshaupter Dorfbräu bis aufs Blut, der nächste gibt sich schon mit einem amerikanischen Bud Light zufrieden und wird dafür am Stammtisch misstrauisch beäugt. Aber wohl kaum ein Bier spaltet die Gemüter so sehr wie das irische Guinness.
Ist das überhaupt noch ein Bier, dieses dunkle Gesöff mit der cremeweißen Schaumkrone? Wer schonmal in Irland war und dabei fröhliche Pub-Abende unter Einfluss des herben Stouts sammeln konnte, der wird den besonderen Geschmack mit einer schönen Erinnerung verknüpfen. Wer seine erste Guinness-Begegnung dagegen stocknüchtern mit handwarmem Flaschenbier auf einer Parkbank erlebt, der kann vielleicht nur schwer nachvollziehen, warum andere Menschen dieses Zeug freiwillig trinken.
Zum Glück haben findige Dosenbier-Produzenten eine Lösung entwickelt, mit der sich das irische Lebensgefühl nach Hause holen lässt: Die Kugel in der Dose, Floating Widget genannt, die ganz ohne Zapfhahn für eine stattliche Schaumkrone sorgen soll. Wie das geht und wie die Kugel ins Bier kommt, erklären wir dir hier.
Hell, Dunkel, Stout – das Bier und seine Sorten
Was ist eigentlich Bier? Vergorener Getreidesaft, simpel ausgedrückt. Gerste, Weizen oder Roggen wird gemälzt, der entstehende Zucker von zugesetzter Hefe vergoren, es entsteht Alkohol. Je nachdem, ob die Hefe auf der Suppe schwimmt (obergärig) oder in ihr absinkt (untergärig) entstehen verschiedene Sorten, die unterschiedlich stark gewürzt oder „gehopft“ sein können.
Ein kleines Beispiel: Das in Bayern gängige Weizenbier ist ein obergäriges Bier mit einer Stammwürze von 11 bis 14 Grad Plato („Stammwürze“ bezeichnet den Anteil der Partikelchen, die vor der Gärung im Bier herumschwimmen: Zucker, Aminosäuren, Aromastoffe etwa). Ein Helles ist zwar untergärig, verhält sich mit einer Stammwürze von 11 bis ca. 13 Grad Plato aber ähnlich.
Und das Guinness? Als Stout ist es ein fast schwarzes, obergäriges Bier mit einem Stammwürzegehalt von etwa 10 Grad Plato. Das Besondere? Ein Teil der Gerste wird vor dem Mälzen stark geröstet, was dem Bier seine dunkle Farbe und sein intensiv würziges, fast rauchiges Aroma verleiht. Eine weitere Besonderheit gibt es dann beim Zapfen: Während das hierzulande bekannte Schankbier mittels Kohlensäure gezapft wird, verwendet Guinness ein Mischgas mit 70-prozentigem Stickstoffanteil, der für kleinere Blasen und eine feinporige Schaumkrone sorgt. Diese wiederum wird beim Dosenbier mithilfe des Floating Widgets imitiert.
Ein Bier wie frisch gezapft – die Magie der Plastikkugel
Wie also funktioniert es, das kleine Ding mit den Löchern drin? Ganz einfach: Beim Öffnen der Dose entweicht der Druck, mit dem das Bier im Abfüllprozess versehen worden ist; die Sollbruchstelle der Plastikkugel gibt nach und der in ihr enthaltene Stickstoff entweicht. Aus diesem Grund sollte das Bier rasch nach dem Öffnen in ein passendes Glas gegeben werden – belässt man es in der Dose, kann es sein, dass es überläuft und du einen wertvollen Teil deines guten Guinness verlierst.
Für Flaschen gibt es übrigens eine Entsprechung, Rocket Widget genannt. Dieses wird aus demselben weißen Hartplastik wie das Floating Widget hergestellt, ähnelt in seiner länglichen Form aber eher einem kleinen Torpedo. Die Funktionsweise bleibt gleich.
In deutschen Bieren habe ich bislang noch keine Widgets entdeckt – ihr vielleicht?
Guinness geht immer – persönliche Meinung und Fazit
Aufmerksame Leser haben es vielleicht schon erahnt: Ich selbst gehöre zur ersteren der vormalig genannten Fraktionen, zu denen, die schonmal in Irland waren und Guinness kennen und lieben gelernt haben. Man sagt, dass ein Guinness umso schlechter schmeckt, desto weiter man von Dublin entfernt ist: Dem kann ich nur eingeschränkt recht geben.
Jedes Guinness hier in Deutschland versetzt mich in eine Zeit zurück, in der ich noch Studentin war und dachte, die ganze Welt steht mir offen. Ich bin allein nach Irland gereist, habe ein paar Wochen auf einer Farm ausgeholfen und bin dann mit dem Bus nach Galway gefahren, um in eine WG mit fünf erwachsenen Männern zu ziehen. Dumme Idee? Vielleicht. (Mama hat sich Sorgen gemacht.)
Aber die Wochen die ich mit Niall, Gary, Fergus, Jean-Michel, Stephen und dessen Sohn Bodhi in einem Haus am Meer verbrachte, waren bis heute mit die schönste Zeit meines Lebens. Und das ist es bis heute, wonach Guinness für mich schmeckt: Nach Freisein, Dummsein, Jung-und-Naiv sein dürfen, ohne Schaden zu nehmen – wonach schmeckt es für euch?