Amaretto Sour
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Plätzchen, Glühwein, Vorweihnachtszeit: Wohl kaum ein Aroma passt so gut zum Weihnachtsmarkt wie der zartverbrannte Duft karamellisierter Mandeln. Und kein Getränk, kein Likör und keine Spirituose fängt diese kindheitsverliebte Erinnerung so gut ein wie Amaretto. Der ursprünglich aus Italien stammende, marzipanig schmeckende Bittermandellikör ist nicht nur pur auf Eis ein Genuss, sondern kann auch in Heißgetränken und Cocktails die Hauptrolle spielen. Wie ihr einen klassischen Amaretto Sour zuhause mixt, zeigen wir euch hier.
Bitte kein Gift: Geschichte des Amaretto Sour
Die Geschichte des Amaretto Sour selbst ist an und für sich schnell erzählt: Mitte der 70er-Jahre veröffentlichte der Amaretto-Hersteller Disaronno ein Rezept, nach dem man zwei Teile Amaretto mit einem Teil Zitronensaft mixen solle, um den fertigen Cocktail zu erhalten. Da der Drink leicht zu trinken war, vordergründig nach der verwendeten Spirituose schmeckte und nicht viele Zutaten benötigte, verbreitete er sich schnell und wurde vielfach unter Zugabe eines fertigen Sweet&Sour-Mixes zubereitet – zum Leidwesen der Qualität des fertigen Produkts.
Jeffrey Morgenthaler schuf im Laufe der 2000er-Jahre „seinen“ Amaretto Sour unter Zugabe hochprozentigen Bourbons: Der Whiskey hilft, den Amaretto geschmacklich zu unterstützen, steuert aber keinen zusätzlichen Zucker bei. Die typischen Obst- und Nussaromen kommen besser durch, der Drink wird alkoholischer und runder, ohne seinen einzigartigen Charakter zu verlieren.
Spannender als die Geschichte des Cocktails ist vielleicht die Vergangenheit der Spirituose: Die Bezeichnung „Amaretto“ ist gesetzlich nicht geschützt und bezeichnet lediglich die Geschmacksrichtung eines Likörs, das unter Verwendung von Bittermandel- oder Aprikosenkernöl und weiteren Kräutern und Gewürzen aromatisiert wird. Ein enger Verwandter des Amarettos ist der im Deutschland der 70er-Jahre beliebte Persiko, bei dessen Herstellung man laut einer Meyers-Enzyklopädie aus dem Jahre 1888 explizit darauf zu achten sei, dass die Ausgangsstoffe keine Blausäure enthalten.
In der Frische liegt die Würze: Amaretto Sour selber mixen
Hab ihr euer Grund- und Spirituosenwissen beisammen, geht es ans Mischen: Aus dem oberen Text habt ihr vielleicht bereits herauslesen können, dass fertige Mischungen aus Zitrussaft und Zuckerwasser nicht den besten Ruf genießen. Eine Spirituose im Glas mit Limonade aufzufüllen, kennt man von Longdrinks, ergibt aber vielleicht nicht das Ergebnis, das ihr euch wünscht.
Für die Morgenthaler-Variante des Amaretto Sour, die nicht umsonst als der „beste Amaretto Sour der Welt“ gilt, benötigt ihr einen angenehm gesüßten Amaretto (z. B. Disaronno, Luxardo, Lazzaroni), einen starken Bourbon (min. 50 %, z. B. Wild Turkey, Buffalo Trace), frischen Zitronensaft, etwas Zuckersirup und eventuell Aquafaba oder Eiweiß. Gebt alle Zutaten mit reichlich Eis in einen Shaker, schüttelt die Mischung kräftig durch, bis der Shaker von außen beschlägt und sich kalt in den Händen anfühlt. Danach schmeißt ihr das „schmutzige“, benutzte Eis weg und schüttelt die Mischung „trocken“ noch einmal durch, um – falls ihr eines benutzt – zusätzlich Luft unter das Eiweiß zu heben.
Stellt ein Glas, vorzugsweise einen Whiskey-Tumbler mit Eiswürfeln oder ein vorgekühltes Sourglas, bereit und seiht den Cocktail doppelt ab. Als Garnitur könnt ihr ganz klassisch eine Zitronenzeste, eine dehydrierte Zitronenscheibe oder Amarenakirschen verwenden.
Amaretto Sour selber mixen – die Zutaten
Amaretto Sour Zubereitung – Schritt für Schritt
- Alle Zutaten mit reichlich Eis in einen Cocktailshaker geben.
- Kräftig shaken bis der Shaker von außen beschlägt.
- Eiswürfel wegwerfen, Cocktail ohne Eis erneut shaken.
- In einen Tumbler auf Eis oder in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen.
- Mit Zitronenzeste garnieren und genießen.
Wie stark ist Amaretto?
Die meisten im Handel erhältlichen Amaretto-Liköre haben einen Alkoholgehalt zwischen 20 und 30 Volumenprozent; der marktführende Hersteller Disaronno liegt bei 28. Ausschlaggebend für die Definition als „Likör“ ist übrigens nicht der finale Alkohol-, sondern der Zuckergehalt des Produkts: Likör nennen darf sich nur, was mindestens 100g Zucker pro Liter enthält.
Besteht Amaretto aus Mandeln?
Wegen des charakteristischen Marzipangeschmacks wird Amaretto umgangssprachlich als Mandellikör beschrieben. Tatsächlich wurden ursprünglich Bittermandeln, süße Mandeln und andere Gewürze zur Aromatisierung verwendet; heute stammt das geschmacksgebende Bittermandelöl jedoch vor allem aus Aprikosenkernen und manch ein Amaretto kommt gänzlich ohne Mandeln aus.
Wie kann man Amaretto noch genießen?
Neben dem Amaretto Sour sind der Godfather (mit Scotch), diverse Punsch-Varianten (z.B. mit heißem Apfelsaft und Zimt) und die French Connection (mit Cognac) beliebte Mischgetränke, die Amaretto als geschmacksgebende Zutat enthalten. In seinem Herkunftsland Italien wird er pur, auf Eis oder mit etwas Wasser verdünnt getrunken; in kälteren Gefilden ist er eine beliebte Beigabe zu Cappuccino, Kaffee oder heißer Schokolade.
Vielleicht ist der Amaretto Sour so beliebt, weil er mehrere Felder bespielt: Korrekt zubereitet ist er nicht zu süß, aber eben auch nicht so stark, dass es einem beim ersten Schluck die Füße wegzieht. Er schmeckt frisch, leicht, marzipanig – ein bisschen nach Weihnachten eben, nach Heimat, Familie und Kuschelsocken. In diesem Sinne: Prost!