Bloody Mary
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Achtung, Fangfrage: Gibt es einen Drink, den auch der beste Bartender der Welt nicht „richtig“ mixen kann? Ja. Den gibt es. Die Bloody Mary ist wohl der einzige Cocktail, zu dem es kein allgemein gültiges Universalrezept gibt. Sicher könnt ihr euch an Anleitungen aus dem Internet (wie diese hier) halten und die nötige Gewürzmenge anhand der Umdrehungen eurer Salz- oder Pfeffermühle bemessen. Ihr könnt eins zu eins die Produkte kaufen, die euch empfohlen worden sind, alles messen und wiegen, den Drink werfen – und im schlimmsten Fall wird er neun von zehn Leuten trotzdem nicht schmecken.
Ist denn der Tomatensaft schuld? Sollte man die Bloody Mary nur noch im Flugzeug servieren? Vielleicht.
Im besten Fall ist sie (mit oder ohne Alkohol) ein ziemlich geiler Drink, der nicht nur gegen den Kater vom Vorabend hilft, sondern neben einem Glas Wasser vielleicht sogar das Gesündeste ist, das ihr an einer Bar bestellen könnt. Wie ihr sie zuhause selber mixt, zeigen wir euch hier.
Jungfernblut macht schön: Geschichte der Bloody Mary
Ihr kennt sie sicher: Die Geschichte der ungarischen Gräfin Elisabeth Báthory, die regelmäßig im Blut junger Frauen gebadet haben soll, um ihre Haut rosig jung und straff erscheinen zu lassen. Báthory hat mit der Bloody Mary rein gar nichts zu tun. Aber ebenso verzwickt wie die Faktenlage rund um ihre Morde ist die Geschichte unseres Getränkes: Es gibt keine klar nachvollziehbare Story dazu, wie die Mischung aus Vodka, Gewürzen und Tomatensaft letzten Endes zu ihrem gruseligen Namen kam.
Einer Legende zufolge soll der Schauspieler George Jessel den Drink 1927 in Florida erfunden haben, um sich und seine Freunde von einem heftigen Kater zu befreien. Die roten Flecken auf dem weißen Kleid einer Freundin namens Mary sollen dann zu dem anrüchigen Namen des Cocktails geführt haben. Eine andere Geschichte besagt, dass der Barkeeper Fernand Petoit den Drink um 1921 herum in Paris erfunden haben soll. Keine dieser Erzählungen ist eindeutig belegt.
Fest steht, dass die Bloody Mary in den Vereinigten Staaten lange Zeit als Red Snapper bekannt war und unter diesem Namen mit Gin statt Vodka zubereitet wurde. Denn woher der Name der „blutigen Maria“ letztlich stammt, ist noch schlechter belegt als ihr Ursprung: Die einen wollen einen Zusammenhang zur englischen Tudor-Königin Maria I sehen, die bis heute als „Bloody Mary“ durch diverse Schminkspiegel und Horrorfilme spukt. Die anderen führen den Namen auf eine bildschöne Kellnerin namens Mary zurück, die im „A Bucket Of Blood Saloon“ in Chicago gearbeitet haben soll.
Ihr seht also: Die Fakten sind verzwickt, weshalb wir uns im Folgenden auf die „richtige“ Zubereitungsart der Bloody Mary konzentrieren wollen.
Schütteln, Rollen, Werfen: Bloody Mary Zubereitung
Glaubt man Petoit, so habe Jessels Rezept aus nichts als Vodka und Tomatensaft bestanden. Es sei Petoit gewesen, der der Bloody Mary ihr charakteristisch würziges Geschmacksprofil aus Salz, Pfeffer, Tabasco und Worcestershire-Sauce verliehen habe. Wollt ihr eure ersten Bloody Marys mixen, werdet ihr viel abschmecken müssen, bevor der Drink über den Tresen wandert: Verschiedene Würzmittel sind unterschiedlich stark. Und obwohl es sicher cool ist, Selleriesalz statt schnödem Natriumchlorid zu verwenden, müsst ihr ein Gefühl dafür entwickeln, was trinkbar ist und was nicht.
Die IBA (International Bartenders Association) geht von einem Mischverhältnis von einem Teil Vodka (4,5cl) zu zwei Teilen Tomatensaft (9cl) aus, fügt 1,5cl frischen Zitronensaft hinzu und würzt das ganze mit Worcestershire-Sauce, Tabasco, Selleriesalz und Pfeffer („nach Geschmack“). Doch je mehr ihr recherchiert, desto mehr Varianten dieses klassischen Grundrezepts werdet ihr entdecken: Auch Austernsauce, Essig, Chili und andere Spirituosen wie Tequila (Bloody Maria) oder schottischer Whisky (Bloody Scotsman) finden ihren Weg in die Gläser. Als Garnitur dient dann alles Knabberige, das in den Drink passt: Klassischerweise eine Stange Staudensellerie, aber auch Spieße mit Tomaten, Gurken oder gar Frikadellen sind üblich.
Einzig was die korrekte Zubereitungsart angeht, sind sich die Bartender dieser Welt weitestgehend einig: Da das Rühren dem Drink nur wenig Sauerstoff zuführt und das Shaken einen Cocktail verhältnismäßig stark verwässert, wird die Bloody Mary klassischerweise geworfen. Das heißt mithilfe eines Strainers von der einen Shakerhälfte (mit Eis) in die andere Hälfte (ohne Eis) und wieder zurückbefördert – diese Methode bedarf ein wenig Übung, aber wir sind sicher, dass ihr das hinbekommt.
Bloody Mary selber mixen – die Zutaten
Bloody Mary Zubereitung – Schritt für Schritt
- Vodka, Tomaten- und Zitronensaft in einem Rührglas oder einer Shaker-Tin auf Eis geben.
- Nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, Tabasco und Worcestershire-Sauce würzen, gegebenenfalls probieren.
- Den Drink entweder zehn Sekunden lang kaltrühren oder werfen, also mithilfe eines Strainers von der Shakerhälfte mit Eis in eine leere Shakerhälfte und wieder zurück gießen.
- Den Drink in einem Tumbler (ohne Eis) oder einem Highballglas (mit Eis) servieren und nach Wunsch dekorieren.
- Tipp: Für eine Virgin Mary den Vodka weglassen.
Ich habe Spaß, wenn ich meinen Beruf ausübe, liebe viele meiner Gäste und könnte Stunden damit verbringen, Drinks, Spirituosen und Zubereitungstechniken zu recherchieren. Und doch klingt es manchmal, als könne ich keinen der hier vorgestellten Drinks wirklich leiden.
Sorry dafür.
Es gibt sicher für jeden Drink eine Story, die schön, und eine, die nicht so schön endet. Die Nicht-so-Schönen sind meistens lustiger und werden häufiger erzählt. Auch zur Bloody Mary hätte ich ein paar auf Lager: Zum Beispiel die von dem Kollegen, der das Selleriesalz überdosierte, bis sein Drink als „nicht trinkbar“ vom Gast zurückgegeben wurde. Auch ich hatte schon Gläser, die nicht ausgetrunken wurden und halbvoll auf den Tischen stehenblieben.
Passiert.
Einen nicht so geheimen Geheimtipp habe ich aber, wenn es um die Bloody Mary geht: Wollt ihr den berühmten „Corpse Reviver“ tatsächlich als Heilmittel gegen euren Kater verwenden, solltet ihr vielleicht nicht die klassische Variante mit ordentlich Vodka bestellen, sondern zur alkoholfreien Virgin Mary greifen.
Geschmacklich macht es keinen Unterschied, ob Vodka drin ist oder nicht, und das im Tomatensaft enthaltene Wasser hilft zusammen mit Elektrolyten und Salz tatsächlich gegen den Kater. Versprochen :)