Rum Cocktails

Mai Tai

Mai Tai
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Der Mai Tai ist ein weltweit beliebter Rum-Cocktail. Wir zeigen euch, wie man ihn zubereitet und worauf es ankommt.
Mai Tai Too good to be true – Mai Tai selber mixen

Wohl kaum ein Cocktail der Geschichte löst so viel Gezänk und Streit zwischen Barkartenschreibern aus wie der Mai Tai. Dabei kommt er so unschuldig daher in seinen Tumblern, Tassen und Tikibechern; mal mit Minze, mal mit Kirsche, Ananas, Maracuja und einem halben Obstsalat garniert; mal so stark, dass man ihn überrascht zurück ins Glas spucken möchte, mal so dünn und voller Saft, dass er geschmacklich eher an einen süßen Planter’s Punch erinnert.

Was ist er also, dieser Mai Tai? Gibt es den einen oder ist „Mai Tai“ so was wie ein Sammelname für alles, das Rum, Limette und Mandelsirup enthält? Wir zeigen es euch und erklären, wie ihr zuhause einen klassischen Mai Tai selbst mixen könnt.

Mai Tai Roa Ae: Geschichte des Mai Tai

Angeblich war es Victor „Trader Vic“ Bergeron, der 1944 in seinem Lokal in Oakland einen 17-jährigen jamaikanischen Rum in die Hand nahm und diesen mit frischem Limettensaft, niederländischem Orangenlikör, Orgeat und Kandiszuckersirup vermischte. Die beiden hawaiianischen Gäste, die er seine Erfindung probieren ließ, sollen ausgerufen haben „Mai Tai – Roa Ae!“ – tahitianisch für „nicht von dieser Welt“. 1972 veröffentlichte Bergeron das Rezept als „Mai Tai“ im Trader Vic’s Bartender’s Book und behauptete ein Leben lang, er sei der einzig wahre Urheber des Mai Tai.

Doch natürlich rankt sich auch hier noch eine weitere Legende um die Entstehung des Getränks: Auch Donn Beach, Urvater der Tiki-Kultur hinter dem Tresen und Besitzer der Don the Beachcomber Bar in Los Angeles beanspruchte zu Lebzeiten das Urheberrecht des Mai Tai für sich. Die wahrscheinlichste Lösung: Sowohl Victor Bergeron als auch Donn Beach erfanden rumbasierte Cocktails mit dem Namen Mai Tai, verwendeten aber unterschiedliche Rezepte.

Dieser Ansatz erklärt zum einen, warum der Mai Tai so unzählig viele Varianten kennt – und beschwichtigt zum anderen vielleicht die ruhelosen Geister von Vic und Donn, die sich wohl selbst im Jenseits noch als „dreckige Lügner“ beschimpfen.

Wie denn jetzt? Mai Tai selber mixen

Der 17-jährige Wray & Nephew, mit dem Vic Bergeron seinerzeit das Original gemixt haben soll, ist heute nicht mehr erhältlich. Der 30-jährige Appleton Estate, der ihm der Meinung einiger Rum- und Tiki-Experten nach geschmacklich am nächsten kommt, ist mit 500 Tacken die Flasche kaum erschwinglich. Wollen wir also einen neuzeitlichen Mai Tai mixen, müssen wir uns mit anderen Rumsorten behelfen, indem wir einen persönlichen Favoriten finden oder einen hauseigenen Blend herstellen.

Das Problem? Jede, wirklich jede Bar und jeder Tiki-Bartender hat seine ganz eigenen Ansichten, was den Mai Tai angeht. Je stolzer man auf seine persönliche Variante ist, desto geheimer hält man das Rezept vor der potenziellen Konkurrenz. Am sichersten fahrt ihr, wenn ihr für den Anfang das Original-Trader-Vic’s Rezept und einen kräftig gereiften, dunklen jamaikanischen Rum als Basis verwendet. Jamaikanische Rums sind für ihre fruchtig-aromatische Würze bekannt.

Sobald ihr wisst, wie ein klassischer Mai Tai schmeckt, könnt ihr euch weiter vorantasten, andere Rezepte versuchen und Zutaten hinzufügen, tauschen oder ganz weglassen. Dunkler Rum, Limettensaft und Orgeat bzw. Mandelsirup sind in den meisten Fällen Konstanten, aber erlaubt ist, was euch am Ende schmeckt. Wenn ihr einige Varianten durchprobiert und euren persönlichen Favoriten gefunden habt, könnt ihr in der nächsten Tiki- oder Cocktailrunde mit eurem Fachwissen glänzen.

Mai Tai selber mixen – Trader Vic's Rezept

kräftiger Rum (z.B. Appleton, Myers's)
6 cl
frisch gepresster Limettensaft
3 cl
Triple Sec (z.B. Cointreau)
1.5 cl
Mandelsirup oder Orgeat
0.75 cl
(Kandis)zuckersirup, Verhältnis 2:1
0.75 cl

Mai Tai selber mixen – step by step

  1. Alle Zutaten mit viel Eis in einen vorgekühlten Shaker geben und ordentlich schütteln.
  2. In einen Tumbler oder Tikibecher auf Crushed oder Shaved Ice abseihen.
  3. Mit Minzzweig und Limette garnieren.
Mai Tai
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persönliche Meinung
Der Vorteil des Job-Hoppens in den ersten Berufsjahren ist es, dass man viele verschiedene Barleute und Thesen kennenlernt, bevor man plötzlich seine eigene Bar mit eigener Karte vor sich hat. In den fünf Betrieben, die ich bislang von innen sehen durfte, habe ich vier verschiedene Mai Tais kennengelernt – und bin doch immer beim Klassiker geblieben.

Das erste Hotel, in dem ich als Werkstudentin arbeiten durfte, arbeitete zwar mit einem klassischen Rezept, aber sehr unschönen Zutaten: Rum Marke billig, Limettensaft aus der Flasche, Triple Sec von Bols (wenn überhaupt). Die zweite Bar machte keinen Mai Tai (zu komplex), die dritte bot ihn klassisch, mit guten Zutaten gemixt im Tikibecher an, schüttelte aber auf Crushed Ice: Das Ergebnis war alles andere verkehrt, und selbst die Mixology rät zu dieser Methode, obwohl Crushed Ice beim Shaken sonst ein großes No-No ist. Das Problem: Je nach Eisqualität kann dir der fertige Drink so stark verwässern, dass das Endergebnis nicht mehr nach Mai Tai, sondern nach dünnflüssiger Limettensuppe schmeckt.

Die vierte Bar hatte einen eigenen Mai Tai – ganz viel Rum, frische Maracuja, Maracujasaft, Ananassaft, Triple Sec, Limette, Bananenlikör und Mandel. War geil, hatte aber nicht mehr viel mit Mai Tai zu tun. Auch die persönliche Variante eines Restaurantleiters konnte mich nicht ganz überzeugen: Es gab Rum, Amaretto, Grenadine und Feuer on top, viel Show und wenig dahinter.

Aber vielleicht ist das auch das Schöne: Ein Drink wie der Mai Tai, der den Barleuten so viel Interpretationsspielraum lässt, eröffnet uns die Möglichkeit, unsere ganz eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Es gibt die Puristen, die Spießer, die Nerds, die so lange an ihrer Rummischung feilen, bis er 'fast' wie der 17-jährige Wray & Nephew schmeckt – und dann gibt es noch die Bauern, wie mich, die froh sind, wenn sie gute Drinks zu günstigen Preisen anbieten und die Gäste glücklich in die Heimat entlassen.

Ich finde, das reicht – oder nicht?
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