White Russian
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Der Black Russian ist wohl einer der am einfachsten zuzubereitenden Shortdrinks der Bargeschichte: 4cl Vodka, 2cl Kahlùa, auf Eis rühren, fertig. Kommen wir zu seinem Bruder, dem White Russian, wird die Sache schon schwieriger: Gab es da nicht diesen Film, The Big Lebowski, in dem jemand seinen Drink mit dem eigenen Zeigefinger verrührt? Hat der Gast den Film gesehen oder erwartet er seinen White Russian ganz klassisch in Schichten?
Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die Geschichte und die verschiedenen Rezepte des Drinks, damit du dich auskennst und den White Russian in Zukunft leicht selber mixen kannst.
Geschichte des White Russian
Eine Sache vorweg: Weder der Black noch der White Russian haben irgendetwas mit ihrem Namensgeber zu tun. Zwar liefert die einschlägige Recherche Theorien darüber, dass sich die Russen im Zuge des kalten Krieges „schwarzgeärgert“ haben sollen, sehr viel wahrscheinlicher scheint es jedoch, dass „Black“ bzw. „White“ auf die Farbe und „Russian“ auf Vodka als Basis des After Dinner-Drinks verweist. Doch keine Angst: Ihr dürft natürlich auch deutschen, schwedischen oder jeden anderen Vodka verwenden, wenn ihr zuhause einen Black oder White Russian mixen wollt.
Erfunden wurde der Black Russian 1949 im Metropole-Hotel in Brüssel durch den Barkeeper Gustave Tops, der die Mischung aus Vodka und Kaffeelikör der amerikanischen Botschafterin Perle Mesta servierte. Einige Jahre später wurde der White Russian in dem Barbuch Diner’s Club Drink Book erstmals schriftlich in Form einer Fußnote zum Black Russian erwähnt: Wenn man zu den Grundzutaten Milchprodukte wie Vollmilch oder Sahne hinzugebe, werde aus dem Black ein White Russian. So weit, so gut.
Berühmtheit erlangte der Drink erst 1998 durch den obig bereits erwähnten Film „The Big Lebowski“ der Brüder Coen (unter anderem bekannt durch Fargo, No Country for Old Men usw.). Hier trinkt der namensgebende Hauptdarsteller im Laufe der 117min Spielfilmlänge nicht weniger als sieben White Russians, die er mit Half&Half einer amerikanischen Mischung aus Milch und Sahne zubereitet. Damit ihr es zuhause besser macht – also, nicht mit der Hand einige Eiswürfel in ein Glas werft, eine beliebige Menge Vodka mit einem Schuss Kaffeelikör und Tütenmilch mischt und alles mit dem Zeigefinger umrührt – zeigen wir euch im Folgenden die klassische Version.
Voll-, halb- oder dreiviertelfett? Die Wahl deiner Zutaten
Wir hatten das Thema schon öfter: Gerade bei Drinks, die aus ganz wenigen Zutaten bestehen, ist die Qualität der Ausgangsprodukte entscheidend. Verwendet ihr billigen Kaffeelikör und billigen Vodka, wird der Drink auch billig schmecken. Investiert ihr dagegen in hochwertige oder zumindest mittelpreisige Produkte, könnt ihr beim Black Russian mit sehr wenig Aufwand einen guten Drink erzeugen.
Entscheidend beim White Russian ist die Wahl der Sahne: Das Endergebnis sollte idealerweise ein Drink sein, der cremig nach Dessert schmeckt, kein Milchkaffee mit Prozenten. Natürlich könnt ihr in Gedenken an Lebowski eine hellbraune Mischung der drei Komponenten servieren. Ihr könnt aber auch halbsteif geschlagene Sahne über den Rücken eures Barlöffels einlaufen, also floaten lassen und so eine süße, samtweiche Wolke der Versuchung über dem schwarzen Abgrund eures Cocktails kreieren. Klingt besser? Ist es auch. Ähnlich wie beim Irish Coffee werden sich Sahne und Basis erst beim Trinken miteinander verbinden und so ein intensiv samtiges Mundgefühl erschaffen. Aber wie schlägt man Sahne halb steif?
An einer normal ausgestatteten Bar hast du mehrere Möglichkeiten: Entweder du schüttelst die Sahne im Shaker ohne Eis kräftig durch. Der Nachteil: Dein Shaker ist danach voller Sahne, und wenn du noch mehr Drinks produzieren willst, musst du ihn erst einmal spülen. Hast du einen „Zauberstab“ — also einen kleinen Stabmixer — zur Hand, kannst du die Sahne aber auch damit bearbeiten, bis sie genügend Luft aufnimmt. Arbeitet ihr mit sehr kleinen Sahnepackungen, kann es sogar reichen, die Box zu schütteln, bevor du die Sahne über den Drink gibst.
White Russian selber mixen – die Zutaten
White Russian Zubereitung – Schritt für Schritt
- Vodka und Kaffeelikör in einem Rührglas auf Eis miteinander vermischen und entweder auf Eis in einem Tumbler oder ohne Eis in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen.
- Sahne halbsteif schlagen und über Rücken des Barlöffels floaten, also über die Vodka-Kaffeelikör-Mischung legen, damit sich eine weiße Schicht bildet.
- Evtl. mit einer Prise Muskatnuss, ein paar Kaffeebohnen oder etwas Zimt garnieren – der White Russian kann und darf aber durchaus auch ohne Garnitur serviert werden.
Das größte „Problem“, das ich an der Bar mit White Russians hatte, war, wie oben bereits angesprochen, die Verbindung mit dem Film, die viele Gäste im Kopf haben: Ähnlich wie die Leute, die ihren Martini James Bond-like „geschüttelt, nicht gerührt“ bestellen, wollen Gäste, die sich an Lebowski orientieren, einen Drink, der aussieht wie im Film. Klär am besten direkt ab, was deine Gäste erwarten und servier ihnen den Drink auf Wunsch nicht geschichtet, sondern gerührt: Gerne auch mit Milch, wenn die im Film gezeigte Half&Half nicht zu bekommen ist.
Und um das ganze noch neuzeitlicher zu gestalten: Auch Sojasahne eignet sich zum Floaten, genauso wie Hafermilch unter den Drink gerührt werden kann. Das Geschmacksprofil ist am Ende definitiv anders, aber immerhin laktosefrei und vegan :)