Caipirinha
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Man kennt’s: Wir sind in einer fremden Bar, fremde Leute, fremdes Ambiente, und wissen beim besten Willen nicht, was wir bestellen sollen. Bier? Zu einfach. Gin Tonic? Schon wieder? Ein Cocktail muss her. Aber wir kennen den Barkeeper nicht, wissen nicht, was auf der Karte steht, und wollen sie vielleicht auch gar nicht lesen.
Also bestellt man, was man kennt. Nummer sicher. Traut man der krüppeligen Minze nicht, die auf halber Höhe der Bar vor sich hin siecht, bestellt man statt des Mojitos die Caipirinha – ganz egal, ob diese nun mit krümeligem braunem Rohrzucker oder original, also richtig, mit weißem zubereitet wird. Schmecken wird die Kombi aus Süße, Säure und Cachaça, einem brasilianischen Zuckerrohrschnaps, allemal. Aber lässt sich karibischer Flair auch zuhause abseits der Spelunke genießen?
Kultgetränk mit Wumms: Geschichte der Caipirinha
Caipirinha bedeutet übersetzt so viel wie „kleines Landei“ – ganz einfach deshalb, weil der Nationaldrink Brasiliens als der Cocktail armer Leute galt, bevor er seinen weltweiten Siegeszug antrat. Viel braucht es auch gar nicht, um eine gute Caipirinha zu machen: Cachaça, der in Brasilien – wie hierzulande der Obstler – häufig am eigenen Hof gebrannt werden konnte, Zucker und Früchte: Bekannt sind hierzulande vordergründig Limetten, die brasilianische Caipirinha lässt allerdings auch grüne Zitronen und anderes Obst zu. Und hier sind wir beim eigentlichen Nutzen der Caipi angelangt: Medizin.
Wie viele andere alkoholische Mixturen vor und nach ihr war auch die Caipirinha – gemischt mit Honig und Knoblauch – angeblich zuerst ein Heilmittel, bevor sie zum reinen Genussgetränk wurde. Grüne Zitronen steckten voller Vitamin C, Knoblauch und Schnaps wirkten antibakteriell und machten zusammen mit der Süße des Honigs wohl manch ein Leiden erträglich, während in Brasilien zu Zeiten des Ersten Weltkriegs die spanische Grippe grassierte. Erst später kam das Eis ins Glas und der Knoblauch in die Tonne.
Beweise für die Geschichte gibt es nicht. Fest steht aber, dass manch eine Caipirinha gegen Symptome wie Müdigkeit und Kopfschmerzen hilft – und das erwiesenermaßen bis heute.
Weiß oder braun? Die Zubereitung der Caipirinha
Wer dieses Magazin schon länger verfolgt, der weiß, dass sich Barkeeper gern streiten – der eine macht seine Drinks „klassisch“, der andere „original“ und wieder einer meint, er hätte den Drink neu erfunden, müsse ihn deshalb aber nicht neu benennen. In Sachen Caipirinha begegnen uns in deutschen Bars zwei Schulen: Die eine macht ihre Caipi „klassisch“, also mit gestampften Limetten, Pitù und braunem Zucker. Die andere greift zum „Original“, verwendet brasilianischen Cachaça, feinen weißen Rohrzucker und vielleicht sogar grüne Zitronen anstelle der Limetten.
Welche Variante eines Cocktails nun die bessere ist, entscheidet im Zweifelsfall immer der, der ihn trinkt. Wenn du deine Caipi mit braunem Zucker und dem vielleicht nicht aller hochwertigsten Zuckerrohrbrand magst – go for it, es spricht nichts dagegen. Wenn du aber eher zu den Puristen unter den Cocktailtrinkern gehörst, wirst du sehen, dass es sich lohnen kann, Neues zu probieren und in vermeintlich höherpreisige Zutaten zu investieren: Der weiße Rohrzucker löst sich schneller auf als der braune und gute Spirituosen schmecken weniger „sprittig“. Limetten und / oder Zitronen sollten immer frisch sein, um den säuerlichen Beigeschmack der überreifen Zitrusfrucht zu vermeiden. Achte bei gemuddelten Drinks wie der Caipirinha auch darauf, ungespritztes Obst in Bio-Qualität zu verwenden: Schadstoffe und Insektizide machen sich weder gut im Getränk (bitter) noch in deinem Verdauungssystem.
Die Machart ist aber, unabhängig davon, welche Zutaten du verwendest, dieselbe: Du achtelst eine ganze Limette, entfernst eventuell die Enden und „das Weiße“ in der Mitte, um Bitterstoffe zu vermeiden, gibst je nach Geschmack zwei bis drei Barlöffel Zucker hinzu und drückst das Ganze, bis der Zucker sich auflöst. Erst dann gibst du die Spirituose und das Eis hinzu, rührst alles gut durch und garnierst den Drink mit einem robusten Strohhalm (die meisten Leute stochern gern in ihrer Caipi herum, weshalb sich Papier hier nicht eignet), etwas frischem Eis und einer Scheibe Limette.
Caipirinha selber machen – Zutaten
Caipirinha Zubereitung – Schritt für Schritt
- Eine Limette waschen, unter der Handfläche rollen und in Achtel schneiden; Strunk und Enden eventuell entfernen.
- Limettenachtel in robustes Glas geben, mit zwei bis drei Barlöffeln Zucker bedecken.
- Limetten mithilfe eines Stößels zerdrücken, bis der Saft austritt und der Zucker sich auflöst.
- Mischung mit crushed ice oder Eiswürfeln bedecken; 5cl Zuckerrohrbrand hinzugeben und alles gut durchrühren.
- Mit frischem Eis, Strohhalm und Limettenscheibe oder –achtel als Deko garnieren.
Nicht empfehlen kann ich dagegen den 'Trick' von Barchef Nummer zwei (oder drei oder vier), der es für eine gute Idee hielt, die gesamte Caipi für ein Event in einer Champagnerschale fertig zu mischen. Der Cachaça machte seinen Job und zog in drei Stunden rumstehen sämtliche Bitterstoffe aus der Schale der geachtelten Limetten – sehr zum Leidwesen der Gäste, die das Gesöff entweder herunterwürgten oder als 'nicht trinkbar' deklarierten.
Stay safe und achtet darauf, wem ihr euer Vertrauen schenkt – Versuch macht im Zweifelsfall klug