Gimlet
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Es gibt wenig Drinks da draußen, die mit genau zwei Zutaten funktionieren: Der Gin Tonic, die Skinny Bitch mit Vodka und Soda, sämtliche Mischgetränke, die auf dem Prinzip „Spirituose plus Filler“ basieren. Ihr merkt es: Das alles sind Longdrinks, und schauen wir in Richtung Shortdrink, dann wird die Auswahl nicht größer: Ein Black Russian oder Dry Martini vielleicht. Aber sämtliche Manhattan-Varianten benötigen Bitters, Sours enthalten neben der Basisspirituose Zucker, Zitrussaft und vielleicht Eiweiß, und sogar der berühmte Negroni besteht aus drei Zutaten zu gleichen Teilen.
Sind drei oder mehr Zutaten also nötig, um einen „guten“ Drink zu kreieren? Mitnichten. Der Gimlet zeigt, wie es geht, und ist mit seinen zwei Zutaten süß, sauer und erfrischend zugleich. Wir zeigen euch, wie man ihn mixt.
Hilft gegen Skorbut: Geschichte des Gimlet
Der Gimlet entstand zur etwa selben Zeit wie der Gin Tonic: Britischen Seefahrern wurden während der Kolonialzeit Rationen Gin zur Verfügung gestellt, also mischte man die bittere Spirituose mit Verdünnern oder Süßungsmitteln, um sie bekömmlicher zu machen. Während das im Tonic Water enthaltene Chinin ursprünglich der Malariaprophylaxe diente, wurde der im Gimlet enthaltene Lime Juice Cordial dazu verwendet, vitaminreichen Limettensaft haltbar zu machen, damit man ihn mit auf See nehmen konnte: 1867 wurde Rose’s Lime Juice Cordial in Schottland zum Patent angemeldet; vorher war es üblich, Zitrussäfte durch die Zugabe von Rum haltbarer zu machen.
Und nun wird es kompliziert: Es gilt als gesichert, dass die ersten Gimlets Mitte oder Ende des 19. Jahrhunderts auf den Schiffen der Royal Navy gemixt worden sind. Nicht klar ist hingegen, wie der Drink seinen Namen erhält: Da es sich bei „Gimlet“ um das englische Wort für einen Holzbohrer handelt, geht manch eine Quelle davon aus, dass die Fässer mit dem Cordial an Bord angebohrt wurden und daher die Verknüpfung mit dem Cocktail entstand. Die Royal Navy selbst geht dagegen davon aus, dass Sir Thomas Desmond Gimlette, seines Zeichens General der Sanitätsabteilung, für die Erfindung des Drinks verantwortlich war – daher der Name.
Obwohl der Drink also im 19. Jahrhundert erfunden wurde, findet er sich erst ab etwa 1920 in Barkarten und -büchern: Hier wird er mal gerührt und mal geschüttelt, mal mit Eis im Tumbler und mal ohne Eis im Stielglas serviert; das Mischverhältnis changiert zwischen 1:1 und 3:1, wobei der Gin in der Regel die Oberhand behält. Manche Bücher füllen die entstandene Mischung mit stillem oder Sodawasser auf, manche fügen Zucker hinzu: Das Rezept für den Gimlet gibt es nicht. Und auch einordnen lässt er sich schwer: Er ist eben kein Sour, kein Martini oder Manhattan, sondern ein Gimlet – und nichts weiter.
Damit die Liebe nicht fehlt: Gimlet selber mixen
Um den Drink zuhause ein erstes Mal zu probieren, reichen im Grunde zwei Flaschen: Eine mit Lime Juice und eine mit Gin. Den Inhalt dieser Flaschen kippt ihr dann auf Eis, rührt alles kalt und nippt am Ergebnis: Habt ihr im Verhältnis 1:1 gemischt, wird der Drink wahrscheinlich zu süß, habt ihr den Gin von der Tanke, schmeckt er schlimmstenfalls auch noch nach Sprit. Wollt ihr auf dem Niveau „echter“ Bars mitmixen, braucht es also zweierlei: hochwertige Ausgangsprodukte und die richtige Menge.
Gerade Rezepte, die auf den ersten Blick unheimlich einfach erscheinen, weil sie nur wenige, leicht verfügbare Zutaten enthalten oder in jeder Kaffeetasse gerührt werden können, erfordern sehr viel Fingerspitzengefühl, um am Ende einen runden Drink zu ergeben. Manch ein Bartender schwört auf Rose’s Lime Juice als Original. Die meisten Bars, die etwas auf sich halten, produzieren ihren Cordial aber selbst. Einen Cordial zu produzieren ist kein Hexenwerk, lohnt sich aber nur, wenn man größere Mengen Gäste zu versorgen hat oder regelmäßig Gimlets mixt. Zuhause seid ihr daher mit den Produkten von Rose’s, Monin oder John’s ganz gut beraten. Ein kleiner Spritzer frischen Limettensaft lässt die künstliche Note industriell gefertigten Lime Juices verfliegen und sorgt für ein ausgewogeneres Ergebnis.
In Sachen Gin solltet ihr auf klassische, zurückhaltende oder geschmacklich elegante Produkte setzen. Wuchtig-florale Gins mit markantem Eigenaroma können den Drink aus der Balance bringen.
Habt ihr eure Zutaten beisammen, müsst ihr sie nur noch im für euch richten Mengenverhältnis auf Eis verrühren und „straight-up“, ohne Eis, in einer vorgekühlten Cocktailschale servieren. Wir wünschen viel Spaß beim Probieren!
Gimlet selber mixen – die Zutaten
Gimlet Zubereitung – Schritt für Schritt
- Eine Cocktailschale vorkühlen oder einen Tumbler mit Eis befüllen.
- Die Zutaten mit viel Eis in ein Rührglas geben, mit einem langen (Bar)löffel ca. 10 Sekunden lang verrühren.
- Den fertigen Drink abseihen und mit einer Limettenscheibe oder -zeste garnieren. Cheers!
Was genau ist Lime Juice?
Bloß nicht mit Limettensaft verwechseln: Während wir an der Bar mit „Limettensaft“ auch tatsächlich „Limettensaft“ meinen, steht das englische Wort „Lime Juice“ in der Regel für ein Cordial, der aus Limettensaft, Limettenschalen, Wasser und Zucker besteht. Er ist also deutlich süßer als reiner Limettensaft und bringt weniger Säure, dafür – vor allem selbst gemacht – viel Aroma mit.
Ist alles mit Gin und Limette ein Gimlet?
Kurze Antwort: Nein. Lange Antwort: Nein, aber um Erkennbarkeit und Verwandtschaft herzustellen, werden viele Drinks auf Gin-und-Limettenbasis so genannt. Ein Drink, der mit Kräutern oder Beeren geschüttelt wird und dummerweise nebst Gin auch Limettensaft enthält, ist streng genommen kein Gimlet, sondern ein Smash. Aber zum Glück sind wir in der Benennung von Drinks völlig frei 🙂
Kann man den Gin auch ersetzen?
Das Blöde am Gimlet: Er funktioniert mit anderen Spirituosen nicht wirklich gut. Mit Vodka wird er zu eindimensional, mit Rum seid ihr mit einem klassischen Daiquiri wahrscheinlich besser beraten. Probiert aus, was euch schmeckt – und wenn ihr euer persönliches Geheimrezept teilen wollt, schreibt es gern in die Kommentare!